Hildes Lampenfieber

Der Jodel-Hans kam nicht zur Ruhe. Warum, wusste er nicht. Aber es zog ihn hinaus in die Nacht. Und so zog er seine Lederhos’n an und ging.

Nicht lange und er begegnete dem Bären.

„Guten Abend“, Herr Bär“, sagte er nur und ging einfach um ihn herum.

An der großen Tanne aber tat er, was er noch getan hatte: Er ging nach rechts…

Der Jodel-Hans lief und lief, der Mond versank hinter den Bergen und es wurde Tag. Da erblickte er ein wunderschönes Schloss.

Voller Tatendrang ging er darauf zu, bleib aber wie angewurzelt stehen, als Hildegurd im ersten Stock ans Fenster trat, ihm zuzwinkerte und dann wieder verschwand. Das machte dem Jodel-Hans solche Angst, dass er sofort das Weite suchte.

„Ich muss den Eichbaum fragen, was das zu bedeuten hat“, sagte er zu sich selbst und zog weiter…

Nicht lange und er begegnete dem Rotkäppchen.

„Potz-Blitz, was ein holdes Geschöpf“, dachte er. Und auch Rotkäppchen war nicht weniger angetan: „Der Jodel-Hans, das ist scho a fescher Bua“, dachte sie, als der Wolf auf sie zutrat und alles versuchte, um sie vom Hans abzulenken. Da hatte er aber schlechte Karten, der Wolf. Denn flux nahm der Hans das Rotkäppchen bei der Hand und verschwand.

Wohin?

Na, zum Eichbaum natürlich. Denn den wollte er ja noch wegen der Prinzessin befragen.

Aber das war auch schon egal, denn der Jodel-Hans hatte ja längst sein Rotkäppchen gefunden und die Prinzessin vergessen. (Selbst die Spatzen im Nest hielten angesichts dieser Lage die Klappe.)

Ja, Ihr Lieben, so schnell kanns gehen…

Aber eins will ich noch erzählen:

Der Bär war ja inzwischen schwanger geworden. Wahrscheinlich wegen der Fliegenpilze. (Ach, das wisst ihr noch nicht? Na dann wird’s ja Zeit!)

Und jetzt wisst ihr auch endlich, was Rotkäppchen in ihrem Korb hat: Das Bären-Junge eben.

Und die Prinzessin? Naja, die ist froh, wenn die Jungs wieder weg laufen, nachdem sie ihnen zugezwinkert hat. Dann muss sie nicht heiraten!